Hunde sind Allesfresser – und ja, sie kommen auch ohne Fleisch gut zurecht. Wenn du weißt, worauf es ankommt, kannst du deinen Vierbeiner problemlos vegetarisch ernähren und ihn mit allem versorgen, was er braucht.
Warum eigentlich kein Fleisch mehr?
Vegetarisch leben ist längst kein Randphänomen mehr: Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ernähren sich rund 8 % der Deutschen vegetarisch, 2 % sogar vegan – Tendenz steigend. Auch Flexitarier, die nur gelegentlich Fleisch essen, werden immer mehr.
Klar, dass sich viele Hundemenschen fragen: Kann ich auch meinen Hund vegetarisch ernähren? Die Gründe dafür sind vielfältig – vom Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit über Tierwohl bis hin zur eigenen Abneigung gegen Fleisch.
Ja, dein Hund kann vegetarisch leben
Aus ernährungsphysiologischer Sicht spricht nichts dagegen, sagt Hunde- und Ernährungsexpertin Dr. Julia Fritz. Hunde sind Carni-Omnivoren – also Fleisch- und Allesfresser. Im Gegensatz zu Katzen können sie pflanzliche Nährstoffe gut verwerten und sogar Beta-Carotin (z. B. aus Karotten) in Vitamin A umwandeln – wichtig für Augen, Haut und Heilung.
Ursprünglich war dein Hund auf Fleisch eingestellt, aber im Laufe der Jahrhunderte hat er sich an unsere Ernährung angepasst. Anders als der Wolf kann er auch Stärke aus Kartoffeln oder Reis gut als Energiequelle nutzen.
Nur bei Welpen solltest du noch nicht mit veganer Ernährung starten – während der Wachstumsphase brauchen sie spezielle Nährstoffe. Eine vegetarische Ernährung ist hier schon eher machbar, aber auch da ist es wichtig, Rücksprache mit Profis zu halten.
Hol dir Rat vom Profi
Wenn du dir unsicher bist, ob vegetarisch für deinen Hund infrage kommt, sprich am besten mit deiner Tierärztin oder einem Futterexperten – vor allem, wenn dein Hund schon älter ist oder gesundheitliche Einschränkungen hat.
Ein Profi kann dir helfen, eine auf deinen Hund abgestimmte Tagesration zu erstellen – basierend auf Alter, Aktivität und Gewicht. So vermeidest du von Anfang an Mangelerscheinungen.
Denn: Ob du selbst kochst, barfst oder vegetarisch fütterst – Fehlende Vitamine und Mineralstoffe sieht man deinem Hund leider nicht sofort an. Auch ein Blutbild sagt oft wenig aus. Deshalb lieber vorher gut informieren!
Fleischverzicht ist nicht das Problem – Unwissen schon
Mängel entstehen nicht, weil du auf Fleisch verzichtest – sondern weil du nicht weißt, wie du die nötigen Nährstoffe ersetzen kannst. Das gilt für dich genauso wie für deinen Hund.
Ein gutes Beispiel: Vitamin B12, Taurin und L-Carnitin kommen fast ausschließlich in tierischen Produkten vor. Zwar können Hunde Taurin und L-Carnitin selbst bilden – aber gerade bei bestimmten Rassen (z. B. Golden Retriever, Spaniel, Neufundländer) könnte ein Mangel auf Dauer das Herz belasten.
Protein ist nicht gleich Protein
Hunde brauchen im Vergleich zu uns mehr Proteine, damit Muskeln, Zellen, Hormone und Enzyme optimal funktionieren. Die gute Nachricht: Du kannst tierisches Eiweiß gut ersetzen.
– Milchprodukte wie Hüttenkäse oder Quark liefern hochwertige Proteine.
– Eier eignen sich auch – aber bitte nur gekocht, da rohes Eiweiß Biotin bindet und so die Aufnahme wichtiger Vitamine verhindert.
– Pflanzliche Proteinquellen wie Soja oder Erbsen sind ebenfalls geeignet. Achtung: Manche Hülsenfrüchte (Linsen, Bohnen, Kichererbsen) können Blähungen verursachen – langsam rantasten!
Da pflanzliches Eiweiß nicht alle essenziellen Aminosäuren enthält, kann es nötig sein, mit gezielten Nahrungsergänzungsmitteln zu arbeiten.
Vegetarisches Fertigfutter? Genau hinschauen!
Auch bei vegetarischem (oder veganem) Alleinfutter solltest du wachsam sein. Wenn auf der Verpackung steht „ohne Zusätze“, sei kritisch: Vitamine und Spurenelemente (z. B. A, D, E, B-Vitamine, Eisen, Zink) gehören zu den ernährungsphysiologischen Zusatzstoffen. Fehlen sie – oder sind sie nicht deklariert – droht eine Mangelernährung.
Und ja – auch Fleischfutter ist meist angereichert. Denn beim Haltbarmachen gehen viele Nährstoffe verloren – egal ob vegetarisch oder nicht.
So klappt die Umstellung
Wenn dein Hund das neue Futter anfangs skeptisch beäugt: Bleib entspannt. Gib ihm Zeit und taste dich langsam über mehrere Wochen an die neue Ernährung heran. Wenn er es gar nicht mag, ist auch ein Kompromiss okay. Ein bisschen Flexitarier darf auch dein Hund sein. 😉
🥦 Vegetarisch oder vegan? Das kann drin sein! 🥕
Beispielhafte Komponenten für eine ausgewogene Tagesration:
Nährstoffe / Energie | Vegetarische Ration | Vegane Ration |
---|---|---|
Protein | – Hüttenkäse, Quark – Hart gekochte Eier – Pflanzliches Eiweiß (z. B. Soja, Erbsen, Linsen) | – Pflanzliches Eiweiß (z. B. Soja, Erbsen, Linsen) |
Energie | – Reis, Nudeln, Kartoffeln – Pflanzliche Fette (z. B. Lein-, Rapsöl) | – Reis, Nudeln, Kartoffeln – Pflanzliche Fette (z. B. Lein-, Rapsöl) |
Essenzielle Fettsäuren | – Pflanzliche Fette (z. B. Lein-, Rapsöl) | – Pflanzliche Fette (z. B. Lein-, Rapsöl) |
Essenzielle Aminosäuren | – Milchprodukte (z. B. Quark) – Eier – Pflanzliches Eiweiß (z. B. Soja) | – Müssen ggf. durch Aminosäuren-Zusätze ergänzt werden |
Faserstoffe | – Gemüse, Obst – Weizenkleie, Futterzellulose | – Gemüse, Obst – Weizenkleie, Futterzellulose |
Vitamine & Mineralstoffe | – Mineralstoffpräparate – Zusatzstoffe in Alleinfuttermitteln | – Mineralstoffpräparate – Zusatzstoffe in Alleinfuttermitteln |